Frische Erinnerungen an einen Sohn des Dorfes
:: zur erinnerung an georg hoprich

Wenige Augenblicke vor der Enthüllung der Gedenktafel für Georg Hoprich erinnere ich an einige Schritte, die uns zu dieser Stunde geführt haben:
Im April und Mai 2010 berichtete die ADZ von einem Literaturkreistreffen in Hermannstadt/Sibiu, das Georg Hoprich gewidmet war. Dadurch erwachte in der Öffentlichkeit Interesse, diesen Dichter kennenzulernen. Stefan Sienerths Bukarester Werkauswahl von 1983 und gegen Ende 2011 auch Bertram Reineckes Leipziger Edition boten den poetischen Stoff, informierten und orientierten. Von nun an führten mich meine Wege von Holzmengen/Hosman, dem Lebensmittelpunkt unserer Familie bei Aufenthalten in Siebenbürgen, immer wieder nach Thalheim/Daia und jüngst endlich auch nach Kastenholz/Casolt. Als sich 2011 die internationalen Vertreter von 14 Orten namens T(h)alheim hier trafen, wurden sie bereits „mit Blasmusik, rumänischer Folklore und Georg-Hoprich-Gedichten“ empfangen (ADZ 8.6.2011) ! In diesen Zusammenhängen entstand die Idee eines öffentlichen Gedenkens an den“bleichen Sohn“ von Thalheim. Das Gedenken heute nun macht den Reichtum der Kulturen an diesem Ort an einer Person und Stelle deutlich. Die Einwohner aller ethnischen Gemeinschaften dürfen sich freuen, daß ihrem Dorf aus gutem Grunde frische Aufmerksamkeit geschenkt wird. Georg Hoprich war einer von ihnen, und das wird dem lokalen Schatz der Erinnerungen heute erneut und aktuell bestätigt. Schlicht und nachhaltig wird jetzt deutlich: Diejenigen sind von Kultur und Geschichte überholt worden, die Menschen wie den Dichter dem Vergessen ausliefern wollten. Das ist ihnen nicht gelungen. Dessen sind wir alle heute Zeugen. Die Gedächtniskultur mag jahrzehntelang ideologisch versteppt gewesen sein, heute sehen wir ein zartes Pflänzchen aktiver Erinnerung. Bis es so weit kommen konnte, hat sich Dr.Joachim Wittstock mit allen verbündet, die sich für die Verwirklichung der Idee einsetzen wollten DANKE!
Vielleicht stehen wir heute am Anfang einer wachsenden frischen Erinnerung. Könnten an diesem Platz nicht z.B. Collagen aus Werk und Leben des Dichters aufgeführt werden? Solches Volkstheater mit dem ganzen Dorf und für dasselbe mit seinen auswärtigen Gästen hat es im Harbachtal schon mehrfach in jüngster Zeit gegeben.
Heute steht die Geschichte eines Lebens und Werkes vital vor uns.

„es ist war“
„este a fost“,
wie Frieder Schuller einmal über siebenbürgische Geschichte formuliert hat.

In wenigen Stunden aber werden fast alle diesen Ort bewegt und erfüllt mit Erinnerungen wieder verlassen haben, um nach Hause zu fahren. Die Beschließerin jedoch von Kirche und Friedhof wird bleiben. Frau Mariana Dan vom Gehöft Nr. 201 führt auch zu Grab und Dichtung Georg Hoprichs, der auf dem Gehöft Nr. 205 aufgewachsen ist. Sie überreicht dem fremden Gast ein Blatt mit Strophen und Daten zu diesem poetischen Ereignis, das sie von einem engagierten Künstler aus Süddeutschland erhalten hat. Manchmal hat sie für Interessierte auch die neue Gedichtausgabe zur Hand. Selber in Sprachen Siebenbürgens zu Hause, gibt sie eine allererste Einführung in Hoprichs Dichtung, die, hier verwurzelt, über einen europäischen Rang verfügt.
Wir können uns glücklich schätzen, daß so viele und vieles freundlich zueinander gefunden haben.
Mit diesem dankbaren Gefühl grüße ich Sie alle von der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern: Bleiben Sie behütet und unterwegs, beides! Jens Langer, Rostock/BRD.

Grußwort zur Gedenkfeier für Georg Hoprich am 5.10. 2013 in Thalheim/Daia (Rumänien/Sb)